Anekdoten

Kindermund tut Wahrheit kund…

30.04.2006

Vorab: Pia ist drei Jahre und Timo ist fünf Jahre alt.

Pia will eine Wiener essen und ist emsig bemüht, die Haut abzumachen.
Irgendwann wird es ihr zu dumm und sie sagt: „Mama, kannst du mal die Schale abmachen?“
Ich nehme die Wurst und sage, während ich die Haut abfiesle “Aber Pia, das ist doch keine Schale. Das ist was anderes.“ Daraufhin Pia: „Gut, kannst du das ‚Desiswasandres’ bitte abmachen?“

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16.10.2006

Kürzlich feierten wir Thanksgiving in Pias Kindergarten.
Anfangs spielten die Kindergärtnerinnen ein Stück vor, in dem es darum ging, dass es Menschen gibt, die viel zu essen haben und Menschen gibt, die wenig zu essen haben. Dabei ging es auch um Obst und Gemüse.
Die Kindergärtnerin spielte eine Einkäuferin, die Obst im Supermarkt einkauft. Dann fragte sie, woher denn die Tomaten kämen.
„Aus unserem Garten!“, rief ein kleines Mädchen.
Ja, und woher denn die Ananas käme, fragte die Kindergärtnerin.
„Auch aus dem Garten!“, rief ein anderes Mädchen.
„Aber nein,“ meinte die Kindergärtnerin. „Habt ihr wirklich im Garten schon einmal eine Ananas wachsen sehen?“, fragte sie erneut.
„Quatsch!“ rief ein sich wild meldender Zwerg aus der hinteren Reihe. „Die wachsen doch im Supermarkt!“
Unsere Supermärkte scheinen ein gutes Klima zu haben….

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25.10.2006

Timo, Pia und Paula saßen heute am Esstisch und aßen zu Abend.
Paula zu mir: „Weißt du, neulich im Kindergarten hab ich ein Kind gesehen, das hat ganz laut geschmatzt beim Essen.“
Pia schmatzend: „Meinst du mich?“

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10.12.2006

Pia, Timo und ich mussten den Papa von der S-Bahn abholen.
Pia fragte: „Mama, wo holen wir den Papa ab?“
„Von der S-Bahn.“
„Uuii, da bekommen wir was zum essen, gell?“
„Wie kommst du denn darauf?“
„Na, wir fahren doch jetzt zur „Ess-Bahn“…“

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19.01.2007

„Mama, auf Moritz seiner Geburtstagsfeier hab ich eine Drachensuppe gegessen.“ Timo grinste stolz.
Darauf hin rückte Pia näher – von Gesicht zu Gesicht – und zischte: “Dann tu doch mal Feuer spucken, du kleiner windiger Pfurzl, du!“

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16.07.2007

Pia ist nun vier und Timo ist sechs Jahre alt.

Es gibt Essen. Ich frage Pia: „Pia, hast du viel Hunger?“
Pia: „Ja, so drei oder vier…“

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24.07.2007

Es gab zum Abendessen Hähnchenschenkel mit einer Apfel-Chutneysoße.
Pia betrachtete den Schenkel, deutete auf das Füßchen und erklärte: „Des is der Schwanz, gell?“
„Nein“, erklärte ich. „Das ist das Füßchen. Ein Huhn hat doch das Schwänzchen nicht am Beinchen.“
Pia knabberte ein wenig am Hühnerschenkel und stieß auf ein kleines Stück Knochen. Sie nahm es in ihre Finger, begutachtete es und meinte: „Des is ein Zähnchen vom Hähnchen, gell?“
„Nein, das ist ein Knochen – am Beinchen sind doch keine Zähne…“, erklärte ich geduldig.
Timo brachte sich ein in das Gespräch: „Die haben dem Huhn einfach die Beine abgeschnitten!“, meinte er empört.
Pia warf einen bedauernden Blick auf den Hühnerschenkel, der einsam auf dem Teller direkt neben dem Apfelchutney lag und hauchte: „Des arme, arme Huhn… Des is gestorben, gell Mama?“
„Ja, Maus.“
„Des is ein armes Huhn…“. Mitleidig sah sie den Schenkel an. „Dem hat man einfach die Beine abgeschnitten.“
Ich antwortete nichts. Pias Blick war unaufhörlich auf das Körperteil des verblichenen Tieres gerichtet.
Dann meinte sie: „Ich finde es blöd, dass man das Huhn nicht vorher gefragt hat, ob man ihm die Beine abschneiden darf.“
Ich war mir nicht sicher, ob das Huhn das genehmigt hätte…..

Timo war die ganze Zeit schweigend daneben gesessen. Nachdem er eine Weile über das Hühnerthema nachgedacht hatte, kam er zu folgendem Ergebnis: „Wenn das Huhn keine Beine mehr hat, dann muss es immer…immer…immer…im Wasser bleiben, weil es ja nun nicht mehr laufen kann…. Und wenn man ihm nur ein Bein abschneidet, dann kippt es immer um….“
Mir war der Appetit irgendwie vergangen….

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Ich mache für die Kinder am Abend Spiegeleier. Pia hat wieder den Drang, mir zu helfen. Nachdem ich zwei Eier – eines für sie und eines für Timo – in die Pfanne geschlagen habe, meint sie: „Mama, ich will zwei Eier – aber das zweite Ei will ich selbst ausbrüten.“


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Sonntag – und es gibt eine schöne mit Äpfeln und Rosinen gefüllte auf Niedertemperatur gebratene saftige Ente. Alle sitzen glücklich und voller Vorfreude am Tisch.
Pia: „Ich mag keine Ente essen. Die arme, arme Ente…die ist tot! Hast du sie tot gemacht?“
Timo stimmt seiner kleinen Schwester zu: „Ich find das auch nicht gut, dass wir sie essen.“
Vorwurfsvoll blickt er mich an.
„Dir würde das auch nicht gefallen, auf dem Teller zu liegen und dass wir dich essen. Das würdest du auch nicht wollen….“
Christian meint beschwichtigend: „Mama hat die Ente gar nicht umgebracht. Das war der Edeka.“
Pia stöhnt wieder: „Die arme, arme Ente.“
Ich erkläre: „Die Ente ist an Altersschwäche gestorben. Niemand hat sie umgebracht!“
Stille – alles glotzt die Ente an.
Pia: „Eheeecht?“
Ich: „Ja, die ist einfach tot umgefallen, nachdem sie ein tolles und glückliches Leben hatte.“
Schweigen.
Timo: „Aber dann find ich nicht gut, dass wir sie nicht beerdigen….!“

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30.08.2007

Wir fahren im Auto. Am Vorabend gab es bei uns Rouladen mit Nudeln und Blaukraut (für die Norddeutschen: Rotkraut). Im Auto frage ich, was sie denn heute Abend essen wollen. Daraufhin meint Timo: „Ich will wieder Nudeln mit Unkraut.“
Und Pia: „Das heißt nicht Unkraut, sondern Lilakraut.“


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14.10.2007

Pia möchte unbedingt etwas Süßes. Ich gebe ihr ein paar Gummibärchen und flüstere ihr zu: „Aber zeig das nicht den Jungs, sonst wollen die auch was.“
Sie flüstert genauso geheimnisvoll zurück. „Wenn sie das sehen, dann sage ich einfach, das ist aus Holz.“
Sie haben es ihr nicht geglaubt….

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Wir besuchen meine Tante. Timo sieht dort ein Marzipanschwein und fragt, was damit geschieht.
Meine Tante: „Wieso? Willst du es haben?
Timo: „Hast du Verpackungsmaterial? Denn ohne Verpackungsmaterial kann ich es nicht mitnehmen. Dann müsste ich es gleich essen…“
Aha, Trick siebzehn….

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18.10.2007

Während ich in der Küche das Mittagessen zubereite zückt Pia einen Stift und ein Blatt Papier.
„Ich schreib jetzt auf, was du kochst“, meint sie wichtig. „Was kochst du denn?“
„Schupfnudeln mit Spinat und Spiegeleiern“, antworte ich.
Nach einer Weile voller Konzentration und Hingabe sagt sie sichtlich angestrengt: „So, ‚Schnupf’ hab ich schon geschrieben…“

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14.01.2008

Der kleine Nicky ist immer genervt, wenn Pia beim Essen schmatzt. Deshalb vermeidet er tunlichst bei gemeinsamer Nahrungsaufnahme neben ihr zu sitzen. Eines Abends saß er wieder neben der schmatzenden Pia.
„Kirsten, ich weiß jetzt, warum die Pia immer so schmatzt. Sie hat es mir nämlich erklärt!“
Ach, sie hat es ihm erklärt….
„So, warum schmatzt sie denn immer so?“, fragte ich und blickte auf das unbelehrbare, um keine Antwort verlegene kleine Wesen, das genüsslich weiter schmatzte.
Nicky erklärte: „Sie sagt, dass sie nicht anders kann als schmatzen, weil sie so kleine Zähne hat.“
Ganz ehrlich – davon hab ich noch nie etwas gehört….

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03.04.2008

Pia ist Feinschmecker – ganz besonders liebt sie Eis, Pizza, Süßigkeiten und…. Nasenpopel. Doch mit Letzterem hat sie wohl eine schlechte Erfahrung gemacht.
„Heute im Kindergarten hab ich ein bisschen gespuckt.“
„Ja? Warum denn?“ Frage ich besorgt.
„Nur ein bisschen. In die Hand.“
„Ach, und warum denn?
„Ich hab einen Nasenpopel gegessen.“
„Na, siehst du: Nasenpopel essen ist nicht gut!“ Endlich schien man meine Gebete erhört zu haben.
„Ich hab den Nasenpopel aufgehoben und gegessen.“
„Ja?“
„Ja, aber das war gar nicht meiner – sondern Christophs’.“
Da hätte ich aber auch gespuckt…

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09. Juni 2008

Pia kommt vom Kindergarten nach Hause.
„Mama, ich hab soooo großen Hunger!“
Ich wundere mich, denn sie hatte eine große Brotzeit dabei.
„Hast du denn dein Brot gar nicht gegessen, Pia?“
„Nein, ich konnte es nicht essen.“
„Warum denn nicht“, frage ich verwundert.
„Weil alle wollten mein Philadelphiabrot (Philadelphia ist ein Streichkäse) haben und da hab ich mich nicht getraut, es zu essen….“
Ja, der Futterneid ist bei meiner Tochter sehr, sehr ausgeprägt.


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09.08.2008

Info: Pia ist nun fünf und Timo sechs Jahre alt

Pia, Timo und Nicky bei Tisch. Es gibt Nudeln mit Tomatensoße und dazu einen Gurkensalat. Nicky ist dafür bekannt, dass er sich beim Essen immer das Beste bis zum Schluss aufhebt. Die drei beäugen gerade ihr Mahl, als Nicky meint: „Wisst Ihr was? Wir essen alle als erstes den Gurkensalat – dann haben wir es hinter uns…“
Na, wenn das kein Kompliment an die Köchin ist…

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Pia beim Frühstück: Sie schüttet Milch in ein Glas, in dem Saft ist.
„Aber Pia, was soll denn das? Warum schüttest du die Milch in das Saftglas, das schmeckt doch eklig?“
„Ich hab die Milch zum Saft reingeschüttet, weil die können dann zusammen spielen.“
Die hatten bestimmt jede Menge Spaß dabei…

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28.11.2008

Im Kindergarten herrscht täglich ein reger Brottausch. Meist kommt Pia mit mehr zurück, als sie gegangen ist. Als sie mit einer leeren Brotdose heimkommt, frage ich sie, wer denn das Brot gegessen hat.
„Ich hab mein Brot heute alleine aufgegessen, weil Evi verliebt ist – in Gabriel.“
Und wer verliebt ist hat keinen Hunger – ich verstehe.


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21.02.2009

Nachdem Pia und Eva Maria bei der Oma von Eva Maria zu Mittag gegessen haben, hole ich die beiden ab, um sie zur Musikschule zu fahren. Im Auto frage ich wohl wissend, dass Pia gerne beim Essen schmatzt: „Und, Pia, hast Du auch nicht geschmatzt?“
„Nein, hab ich nicht!“
Daraufhin Eva Maria: „Ich hab auch nicht geschmatzt!“
Pia: „Bei der Oma darf man nämlich nicht schmatzen.“
Eva Maria: „Genau. Und bei meinem Papa darf man auch nicht schmatzen. Bei dem darf man überhaupt nix – noch nich’ mal pupsen. Bei dem darf man gar nix selber machen….“


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27.03.2009

Info: Pia ist mittlerweile sechs geworden und Timo ist sieben Jahre alt

Ich koche Chili con Carne. Pia, die in der Küche sitzt, springt plötzlich auf und rennt aus der Küche. Würgend. Wie immer, wenn ihrer Nase ein Geruch nicht gefällt.
Ich laufe hinterher und frage besorgt: “Was ist los?“
Sie versucht höflich zu antworten:
„Des riecht gut, aber mein Mund mag des nicht.“

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22.06.2009

Pia denkt eigentlich immerzu nur ans Essen. Kürzlich hörte ich, wie sie zu Eva-Maria folgendes sagt: „Duhu, Evi, du riechst irgendwie nach Spaghetti mit Schweinesoße.“

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10.12.2009


Pia möchte ihren Kuchen nicht mehr essen. Sie schlägt vor: „Wickeln wir ihn einfach in Eisenfolie!“

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07.02.2010

Es ist Abend. Wir machen eine Brotzeit. Timo nimmt sich ein Ei, während Pia die Fischpflanzerl auf ihrem Teller hortet.
„Des Ei hat fei ein Huhn gelegt“, bemerkt die junge Dame und wendet sich schmatzend den Fischpflanzerln zu.
So, so…
„Ich frage mich, warum da kein Küken ausgebrütet worden ist, während es im Kochtopf war?“ Timo blickt mich erwartungsvoll an.
Stille. Ich überlege, wie ich clever antworte.
„Weißt Du, Timo, erstens brüten die Hühner die Eier aus – im Kochtopf ist es ja viel zu heiß. Und zweitens ist nicht jedes Ei befruchtet.“
„Aber es gibt doch auch Maschinen, die Eier ausbrüten“, wirft mein kluger Sohn ein.
„Ich hab nämlich bei ‚Willi will’s wissen“ gesehen, dass dann hinterher die ganzen Küken aussortiert werden. Die schwarzen werden getötet, weil sie keine Eier legen können und die anderen dürfen leben.“
Wie ungerecht!
Pia hält inne und schnappt empört nach Luft.
„Des is ja sooo fies!!!“ Haucht sie angewidert.
„Die töten die einfach! Stell Dir mal vor, die würden dir einfach den Kopf abschneiden!“
Wer spricht denn hier bitte von „Kopf abschneiden“???
Sie sieht mich an, als ob ich für diese Untaten verantwortlich wäre.
„Stell dir vor, die machen das mit DIR – was würdest du dann sagen?“
Vermutlich gar nichts mehr…
Ich schweige und warte auf die Fortsetzung des Redeschwalls.
„Ja, und so fühlen die sich auch. Die finden das nämlich auch nicht toll.“
Da bin ich mir ganz sicher.
Alles starrt auf die Eierschalen auf Timos Teller.
„Die Hühner sind arm, weil jeder will sie nur essen“, ergänzt sie mitleidig. „Die muss man doch nicht umbringen, man kann sie doch als Haustiere halten oder in die freie Wildnis lassen.“
Wildnis? Hier?
Timo gießt noch Öl ins Feuer:
„Aus den armen schwarzen Küken machen die dann Chickenwings! Echt.“
Er genießt sichtlich sein enormes Halbwissen.
„Chickenwings!?!“ („Schiggenwinks“) Pia kriegt sich gar nicht mehr ein.
Ich überlege, wie ich die Situation rette.
„Aber Du isst doch auch ein Fischpflanzerl. Das ist aus Fisch – und der Fisch hat doch auch mal gelebt.“
Das Fischpflanzerl, das der Zwerg noch in der Hand hält, fällt auf den Teller.
„DU hast MIR gesagt, dass der Fisch tot war, als sie ihn rausgefischt haben!“, schnauzt sie mich erzürnt an.
Stimmt, ich sage immer, dass unser Fleisch stets von Tieren stammt, die eines natürlichen Todes – vorwiegend an Alterschwäche – gestorben sind.
„Äh, genau!“
Sie glaubt mir nicht mehr – ich seh’s an ihrem Blick.
„Ich meinte, den Rollmops.“
Ich deute auf das Rollmopsglas, in dem einsam ein Rollmops schwimmt – die anderen Rollmöpse sind zwei Tage zuvor von – na, von wem wohl? – Pia verspachtelt worden.
„Der hat noch gelebt?“ Pia japst empört nach Luft.
„Ja!“
Nur so wirke ich glaubwürdig.
„Den ess’ ich nie wieder!“ Sie blickt angewidert und entsetzt auf das Rollmopsglas.
Timo sagt nichts – ihm fehlen wohl die Worte…
Eine kurze kollektive Schweigeminute – dann greift Madam wieder ihr Fischpflanzerl und beißt genüsslich hinein.
Somit ist das Thema erledigt und der Rollmops ist mein, nachdem mir schon die Fischpflanzerl nicht gegönnt waren!

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