Whatsapp – ein traumatisches Erlebnis

Whatsapp

Letzten Dienstag ist uns – bzw. meinem Sohn – ein Faux Pas passiert. Ich übernehme sein Handy und wollte wissen, wie ich meine Kontakte auf das neue Handy übertrage. Er hat sich kurz im Internet schlau gemacht und hatte dann aber die geniale Idee, wie er es hinkriegen könnte.
„Ich mache einfach eine Gruppe und schick sie rüber“.
Ich wusste nicht, was er für eine Gruppe erstellte und auch nicht, dass es sich um eine Whatsapp-Gruppe handelte. Er saß mir gegenüber und hantierte herum. Auf einmal hörte ich „ping, ping, ping…“
„Was ist los?“, fragte ich.
„Is‘ schon okay“, meinte er.
Das „ping, ping, ping…“ wurde immer schlimmer. Ich riss ihm mein Handy aus der Hand und sah, dass mich zahlreiche Freunde – auch Leute, von denen ich Jahre nichts mehr gehört habe – per Whatsapp ansprachen.
„Was ist los, Kirsten“, „Kirsten???“, „Is was?“, „Hi, Kirsten!“, „Gibt’s ne Party?“, etc. Mir wurde heiß. Mir wurde übel, zumal ich weiß, dass manch einer den Whatsapp-Gruppen nicht sehr aufgeschlossen ist.

Sofort rief ich eine Freundin an, von der ich dachte, dass sie sich besser mit Whatsapp auskennt als ich (da gehört nicht viel dazu), und fragte sie, wie ich die Gruppe schnellstens löschen könnte. Da seien schließlich auch seriöse Kontakte dabei.
Während ich mit ihr telefonierte, planten sämtliche meiner Kontakte schon die Halloween-Party bei mir, stellten sich gegenseitig vor, freuten sich über Leute, von denen sie lange nichts mehr gehört haben, teilten Fußballergebnisse denjenigen mit, die keine Zeit mehr hatten, Fußball zu schauen, und lachten sich schlapp über meine Machtlosigkeit, die dämliche Gruppe zu löschen.
Dann klingelten sämtliche Telefone, es brummte das Sms-Signal und es machte weiter ping, ping, ping… Ich überlegte hektisch, was ich tun könnte. Besagte Freundin konnte mir auch nicht weiterhelfen. Mit zittrigen Fingern schrieb ich in Whatsapp, dass die Leute die Gruppe bitte einfach verlassen sollen, wurde aber lediglich bedauert und auf meinem Handy ging die Party weiter.

Meine Freundin schlug vor, dass ich doch einfach aus der Gruppe austreten sollte, aber das wagte ich nicht – dann hätte ich keine Kontrolle mehr. Ich konnte doch den ausgeflippten Haufen nicht einfach sich selbst überlassen. Und wer weiß, was sie alles planten – rauschende Feste bei mir? – und da muss ich rechtzeitig flüchten können…

Doch dann fand ich im Eifer des Gefechtes heraus, wie ich die Einzelnen löschen konnte. Und ich begann einen nach dem anderen zu entfernen…
In der Gruppe jaulten sie auf. „Sie löscht uns!“, „Hilfeee!!!“, „Ich will nicht gelöscht werden, ich will dableiben!“, „Kirsten, wir müssen reden!“, „Halt!!!“, „War schön, Euch alle kennengelernt zu haben“, „Kirsten wird drastisch“, „Bitte nicht, Kirsten!“, „Lebt wohl!“, „Das war das Whatsapp-Highlight des Jahres“, und so weiter…
Ok, ich hatte Erbarmen mit dem harten Kern – die durften bleiben. Den Chat habe ich übrigens umbenannt in „Gute Nacht!“, um die Leute zum Schlafengehen zu animieren, aber das hat nicht geholfen. Ich bin schlafen gegangen, erschöpft, k.o., kaputt – und mein Handy-Akku war leer.
Aber dann wurde ich doch noch mal wachgeklingelt – von Leuten die das Malheur erst hinterher entdeckt hatten und die meinten, sie möchten, nachdem ich sie rausgelöscht habe, gerne wieder aufgenommen werden. Oder diejenigen, die sich erkundigten, ob der/die eine „Whatsapper/in“ noch Single sei. Oder diejenigen, die mit mir über den lustigen Chatverlauf plaudern wollten. Na gut, irgendwann bin ich eingeschlafen und hab tatsächlich davon geträumt…

Und heute morgen meinte mein Sohn: „Ich hab eine Super-Idee, wie wir Deine Kontakte rüberbringen.“ Oh no….

Am nächsten Tag hab ich mich dann auf meiner Facebook-Seite bei den Whatsapp-Geschädigten – ich bin davon ausgegangen, dass das nicht jeder lustig fand – entschuldigt. Naja, und ansonsten habe ich viel Gelächter und Spott über mich ergehen lassen müssen. Und das, obwohl ich doch eigentlich völlig unschuldig  bin… Im Nachhinein fand ich selbst das Ganze übrigens unglaublich komisch, ja, echt witzig, und war beim Nachlesen des Chats wirklich überrascht, wie viel Humor in manchem meiner Whatsapp-Freunde steckt. Ich bin übrigens am Überlegen, ob ich für meine 188 Kontakte eine Party schmeiße, damit sie sich mal persönlich kennen lernen…

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  1. helmut sagt:

    hmmm.. komisch.. 😉 ich war nicht von deinem whatsapp-terror betroffen… wolltest mich wohl ned in deinen kontakten haben.. 🙂 lg, der Helmut.

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